Viele Menschen besitzen weitaus mehr Gegenstände als nötig. Das wirst du spätestens dann feststellen, wenn der nächste Umzug bevorsteht oder du die Wohnung bzw. das Haus der*des Verstorbenen ausräumen musst. Es ist unmöglich alle Dinge zu behalten, obwohl oft unzählige Erinnerungen an jedem einzelnen Gegenstand haften. Wie so oft im Leben kommt es nicht auf die Quantität der Erinnerungsstücke an, sondern auf deren Qualität.
Mit Qualität der Erinnerungsstücke meinen wir die Freude und auch den Nutzen, welchen du damit verbindest.
Vielleicht hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass gewisse Erbstücke komplett unbenutzt und ungesehen in irgendeiner Schublade verweilen. Sei es die handbestickte Tischdecke deiner Urgroßmutter oder der Hut deines Vaters. Du benutzt diese Dinge nicht. Doch weggeben kannst du sie auch nicht.
Nimm dir einen ruhigen Moment, um jeden einzelnen der gesammelten Gegenstände genauer zu betrachten und dessen Qualität für dich persönlich zu evaluieren:
- Welche Erinnerungen kommen in dir auf, wenn du den Gegenstand betrachtest?
- Welche Emotionen erzeugt der Anblick?
- Erfreut und bereichert dich der Besitz dieses Gegenstandes?
- Empfindest du den Gegenstand als Belastung?
- Hat dieser Gegenstand einen guten Platz in deinem Zuhause?
- Welchen alltäglichen Nutzen hat der Gegenstand?
- Falls der Gegenstand keinen Nutzen für dich hat, könnte man ihn umgestalten, damit du ihn künftig benützen kannst?
Aus alten Schmuckstücken könntest du von einem*einer Goldschmied*in neue Einzelstücke fertigen lassen. Teile eines alten Kaffeeservice könntest du zu einer Etagere umwandeln. Aus Kleidungsstücken oder Stoffen lassen sich wunderbare Stofftiere kreieren (vgl. Trosttiere von Herz & Stich oder Mutmacher von Roccofant®). Oder du lässt daraus eine individuelle Patchworkdecke oder ein Erinnerungskissen anfertigen (vgl. Erinnerungsstücke von Hemd ́s Up oder Erinnerungsschneiderei von Gloria & Apollo).
Alternativ kannst du dir ein Lieblingskleidungsstück natürlich auch einfach auf deine persönlichen Maße anpassen lassen. Deiner Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Eine weitere schöne Herangehensweise hat der Philosoph und Künstler Pavel Radchenko mit seiner Trauerkunst entwickelt. Dabei werden Gegenstände, die den Verstorbenen gehört haben durch angeleitete Kreativübungen zu individuellen Erinnerungsstücken geformt. Bei seinen Wutbildern geht es beispielsweise darum, einen Kanal für die oft zurückgehaltene wütende Energie zu schaffen, indem Alltagsgegenstände gewaltsam zu Kunstobjekten transformiert werden. Upcycling von Erinnerungsstücken und Trauerverarbeitung gehen hier Hand in Hand.