Trauer ist eine der intensivsten und schmerzhaftesten menschlichen Erfahrungen. Der Verlust eines geliebten Menschen hinterlässt oft eine Leere, die schwer zu füllen ist. Doch Trauer ist auch ein Prozess – ein Weg, der uns hilft, mit dem Verlust zu leben und das Leben nach dem Schmerz wieder neu zu gestalten. Die sieben Aufgaben der Trauer dienen als Orientierung, um diesen Weg mit Mut und Offenheit zu beschreiten.
Vermutlich bist du gerade ziemlich überfordert mit dem Verlust und deinem veränderten Leben. Wahrscheinlich bist du überwältigt von der Vielfalt der Gefühle, die wir Trauer nennen. Vielleicht bist du auch überrascht, wie schlecht du auf den Tod vorbereitet warst und wie sehr dich der Verlust deines geliebten Menschen aus der Bahn wirft.
Du bist damit nicht alleine!
Was du gerade erlebst, sind typische Trauerreaktionen, die jeder Mensch in individueller Ausprägung und Intensität durchmacht. Trauer ist schmerzlich. Man kann nicht verhindern, dass es weh tut. Und dieser Trennungsschmerz benötigt Zeit zum Heilen. Doch die Zeit alleine reicht nicht aus. Der Heilungsprozess erfordert auch die Versorgung der Wunden, indem du Ausdruckswege für deine Trauer findest und die Weichen für dein weiteres Leben stellst.
Öffne dich für deine Trauer.
Deine Psyche versucht, mithilfe der Trauer den Verlust ins Leben zu integrieren. Wenn du deinen Schmerz annimmst, dich aktiv mit deiner Trauer beschäftigst und geduldig Mittel und Wege zum Ausdruck findest, kannst du dich von deinem Kummer befreien und die Erfahrung machen, dass auch nach den größten Verlusten, das Leben wieder auf dich wartet.
Wir wollen dir zur Seite stehen, wenn es darum geht, den Schmerz und die Leere, die Zweifel sowie die Gedankenkreise auszuhalten. Doch tragen können wir dich nicht. Du musst deine eigenen Schritte gehen. Und dabei bestimmst du in jedem Moment das Tempo und die Richtung.
Beachte, dass es keinen idealen Weg zu trauern gibt und Trauer keiner Chronologie folgt. Wir sprechen daher gerne von Aufgaben eines Trauerprozesses, die dir in Wellen, in individueller Reihenfolge und unterschiedlicher Dringlichkeit auf deinem persönlichen Weg der Tränen begegnen werden.
1. Trauer verstehen: Die Psychologie der Trauer begreifen
Der erste Schritt besteht darin, Trauer zu verstehen. Trauer ist keine Schwäche, sondern eine natürliche Reaktion auf Verlust. Sie umfasst eine Vielzahl von Emotionen wie Schmerz, Wut, Schuldgefühle und manchmal sogar Erleichterung. Was du gerade erlebst, ist normal. Du bist mit deinen Erfahrungen nicht alleine.
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Warum ist es wichtig, Trauer zu verstehen?
Wenn du die Mechanismen der Trauer kennst, kannst du besser erkennen, dass deine Gefühle normal sind. Diese Einsicht gibt dir die Erlaubnis, den Schmerz zuzulassen, anstatt ihn zu unterdrücken.
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Wie funktioniert der Trauerprozess
Heute weiß man, dass jeder Trauerverarbeitungsprozess höchst individuell verläuft und zudem von vielerlei Faktoren abhängt, wie Intensität der Beziehung, Art des Todes, Resilienz des Trauernden, etc. Anstelle eines geradlinigen Ablaufs von Phasen, erleben viele Trauernde das Hin- und Herpendeln zwischen einzelnen Gemütszuständen, zwischen Trauerschmerz und Alltag. Trauer ist also kein linearer Prozess und folgt keinen Phasen. Es gibt keinen festen Zeitrahmen oder “richtigen Weg”. Jeder Mensch trauert individuell, in unterschiedlicher Intensität und dauer. Das ist völlig in Ordnung.
2. Funktionieren: Den Schockzustand überleben
In der ersten Phase des Verlustes befinden sich viele Menschen in einem Schockzustand. Alles fühlt sich unwirklich an, und das Leben scheint wie betäubt. Alltägliche Handlungen wie Essen, Schlafen oder Körperpflege sind auf einmal zu großen Herausforderungen geworden. Es geht darum, den (Arbeits)Alltag zu überleben.
Unsere Trauerbegleitung im Kartenformat zeigt dir viele Möglichkeiten und Strategien, um den Arbeitsalltag durchzustehen.
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Ein paar grundlegende Empfehlungen:
- Nimm dir nicht zu viel vor.
- Lass die Gefühle zu, anstatt diese zu verdrängen.
- Hole dir Unterstützung von Familie, Freunden und Kollegen.
- Lege dir einen Notfallplan mit sicheren Rückzugsorten zurecht
3. Trauer leben: Die unterschiedlichen Emotionen durchleben
Die größte Herausforderung deines Trauerweges besteht darin, mit Achtsamkeit und Mut hinzuhören, welche der vielfältigen Emotionen laut und heftig oder auch ganz unscheinbar und leise an deine innere Tür klopfen. Es geht darum, wie du die Vielzahl an intensiven, verwirrenden und überwältigenden Emotionen willkommen heißen und ihnen auf deine ganz persönliche Art und Weise Ausdruck verleihen kannst.
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Trauer äußert sich in Wellen: mal als überwältigender Schmerz, mal als stille Sehnsucht.
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Gefühle wie Wut oder Schuldgefühle verstehen: Sie sind Teil der Trauer und sollten nicht ignoriert werden. Erlaube dir, alles zu fühlen, was hochkommt.
4. Abschied nehmen: Die Endgültigkeit des Todes realisieren
Ein geliebter Mensch ist von dir gegangen. Er oder sie ist tot, wird nicht mehr wiederkehren, niemals. Das muss zuerst einmal verinnerlicht werden. Um die Beziehung zu dem verstorbenen Menschen zu transformieren, ist es erforderlich, sich schrittweise von der Vergangenheit zu verabschieden. Abschied nehmen heißt, die Realität des Verlustes anzuerkennen.
- Rituale der Trauer: Beerdigungen, Gedenkfeiern oder persönliche Zeremonien helfen, den Verlust greifbarer zu machen.
- Der schmerzvolle Moment der Akzeptanz: Akzeptanz bedeutet nicht, zu vergessen, sondern zu verstehen, dass der geliebte Mensch nicht mehr zurückkehren wird.
5. Verbunden bleiben: Die Beziehung transformieren
Wenn du einen geliebten Menschen verloren hast, verlierst du auch die gewohnten Ausdrucksweisen menschlicher Verbundenheit. Was bleibt, wenn Blicke, Berührungen oder gemeinsame Aktivitäten nicht mehr möglich sind und die Erinnerungen zu verblassen drohen? Es geht darum herauszufinden, wie du der verstorbenen Person ohne deren physischer Anwesenheit weiterhin und dauerhaft einen Platz in deinem Leben einräumen kannst.
Mehr dazu erklären wir dir in unserer Trauerbegleitung im Kartenformat.
6. Sich orientieren: Sich im neuen Leben zurechtfinden
Der Verlust eines geliebten Menschen hat dich erschüttert. Wie nach einem Erdbeben braucht es zunächst wieder Stabilität, um anschließend neue Strukturen zu schaffen. Es gilt dich selbst, deine Umgebung und deinen Alltag langsam und schrittweise an die neue Situation anzupassen, um wieder Orientierung zu erlangen.
Auch hier helfen wir dir unsere Gedenkimpulse.
7. Sinn finden: Das weitere Leben sinnreich gestalten
Der Tod eines geliebten Menschen vermag deine grundlegenden Überzeugungen in Frage zu stellen. Doch die immer wiederkehrenden Warum-Fragen sind kräftezehrend und die Suche nach dem Lebenssinn gewaltig. Versuche kleine Inseln der Zufriedenheit in deinem Alltag zu finden und die Sinnhaftigkeit in deinem täglichen Tun zu entdecken, anstatt an der unlösbaren Denkaufgabe des Lebenssinns zu verzweifeln.
- Engagiere dich: Viele Menschen finden Trost, indem sie anderen helfen oder sich einer neuen Aufgabe widmen.
- Langsame Schritte in die Zukunft: Akzeptiere, dass es Zeit braucht, um einen neuen Sinn zu finden. Aber kleine Schritte bringen dich voran.
Fazit
Die sieben Aufgaben der Trauer zeigen, dass der Weg durch den Verlust herausfordernd, aber auch heilend sein kann. Trauer ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und Mut erfordert. Mit jedem Schritt kommst du der Möglichkeit näher, ein erfülltes Leben nach dem Verlust zu führen.
Das ist nicht immer leicht, daher haben wir die umfangreichen Facetten eines Trauerprozesses in kleine Portionen heruntergebrochen und auf 108 Karten verständlich erklärt. Wir sagen dazu Trauerbegleitung im Kartenformat.
Was du jetzt noch benötigst ist Mut.
Mut dorthin zu sehen, wo es schmerzt, mit der Aussicht, dass es mit jedem Schritt ein Stück einfacher wird, mit deinem Verlust und dem damit verbundenen Schmerz zu leb
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